Mit großem Interesse verfolgten kürzlich die Spieler der U 16, U17 und U19 den Vortrag von Markus Lützler im NLZ. Der Teambetreuer von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) brachte die Jugendlichen auf den neuesten Stand zu den Themen Spielmanipulation und Diskriminierung im Sport.

Stefan Heiderich, organisatorischer Leiter NLZ zur Notwendigkeit derartiger Schulungen: "Unsere Aufgabe im Nachwuchsleistungszentrum ist nicht nur die sportliche Ausbildung von zukünftigen Spielern für unsere Profimannschaft. Wir sehen uns ebenso in der Pflicht, den jungen Menschen in unserem Verantwortungsbereich eine ganzheitliche Ausbildung angedeihen zu lassen. Dazu gehören neben Themen wie "Umgang mit Medien" und "Gemeinsam gegen Doping" eben auch Themen wie "Spielmanipulation", "Mobbing und Ausgrenzung" oder "Diskriminierung". Wir wollen ja nicht nur den super Fußballer erziehen und ausbilden, sondern junge Menschen, die auch neben dem Fußballplatz durch Sozialkompetenz und Verantwortungsbewusstsein für sich und die Gesellschaft auffallen und so auch auf das Leben neben dem Fußball gut vorbereitet sind."Wichtige Bausteine in der umfassenden Ausbildung sind deshalb im NLZ immer wieder Themen bezogene Schulungen.

In den Nachwuchsleistungszentren sind die Präventionsschulungen zu den Themen Manipulation, Doping und Diskriminierungen jährlich verpflichtend. Andere können auf freiwilliger Basis durchgeführt werden. „Unterstreichen möchte ich an dieser Stelle, dass wir als VDV-Spielergewerkschaft die Schulungen für die Klubs grundsätzlich kostenfrei anbieten“, erklärte VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsy, der uns auch zu weiteren Fragen ausführlich Auskunft erteilte:

Von wem werden die Vorträge veranstaltet und Termine vereinbart? Sind Vereine verpflichtet, diese durchzuführen oder geschieht das auf freiwilliger Basis?

UB: Die VDV führt mit Unterstützung vom DFB und von der DFL regelmäßig Präventionsschulungen für Profis und Talente durch. Themen sind insbesondere die Prävention von Spiel- und Wettmanipulation sowie von Spielsucht; die Prävention von Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen; die Prävention von Rassismus und anderen Diskriminierungen; Tipps und Warnhinweise zum Umgang mit Spielervermittlern; Hilfe bei der nachfußballerischen Berufsplanung; Vorsorge, Absicherung, Steuern; Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung VBG; Medienkompetenz.

Warum ist es wichtig, bereits jugendlichen Spielern diese Themen nahe zu bringen?

UB: Wenn die Fans nicht mehr darauf vertrauen können, dass ein Ergebnis ordnungsgemäß zustande gekommen ist, werden sie sich abwenden. Darum ist es wichtig, die Spieler frühzeitig für die Gefahren von Spiel- und Wettmanipulation zu sensibilisieren und sie über die Verhaltensregeln aufzuklären. Zudem liegt uns sehr am Herzen, Spielsucht einzudämmen und für Betroffene Hilfestellungen anzubieten; insbesondere über unsere sportpsycholo-gische Netzwerkinitiative MENTAL GESTÄRKT, die an der Deutschen Sporthochschule in Köln angesiedelt ist.

Spiel- und Wettmanipulationen sind sehr reale Gefahren, mafiöse Strukturen wurden in den zurückliegenden Verfahren aufgedeckt. Gerade junge Spieler müssen daher wissen, wie sie sich schützen können, wenn sie von Kriminellen angesprochen oder bedroht werden.

Wie nehmen die Jugendlichen das Ganze auf und an?

UB: Bei der Sensibilisierung und Wissensvermittlung ist es entscheidend, in die konkrete Lebenswelt der Jugendspieler einzutauchen und die Problematik aus deren Blickwinkel zu beleuchten. Zudem müssen vertrauliche Schutzräume aufgezeigt werden, wie wir sie als Spielergewerkschaft anbieten. Unter diesen Voraussetzungen funktioniert die Prävention gut.

Ist ein Anstieg der Versuche von Spielermanipulation zu verzeichnen oder helfen Veranstaltungen wie die im NLZ Erfurt, dem entgegen zu wirken?

UB: Nach unseren Informationen, die sich auf Studien, Gespräche mit Behörden und Verbänden sowie auf eigene Erfahrungen stützen, müssen wir weiterhin sehr auf der Hut sein. In der Vergangenheit wurden bereits mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Problematik besser in den Griff zu bekommen; konkret wurden das Strafrecht und die verbandsrechtlichen Normen verschärft, ein Ombudsmann installiert, die Schulungen intensiviert. Auf Druck der VDV gibt es seit der letzten Saison auch bei den Profiteams der Bundesliga und der 2. Bundesliga jährliche Pflichtschulungen. Gemeinsam mit dem DFB entwickeln wir gegenwärtig ein neues Schulungskonzept für die 3. Liga und den Spitzenbereich der Frauen. Problematisch ist aus unserer Sicht allerdings noch die Situation in den Regionalligen. Zwar gibt es einzelne Klubs, die hier aus eigenem Antrieb gute Präventionsarbeit leisten. In der Breite sind allerdings die regionalen Verbände und die übrigen Klubs aufgerufen, sich dem Thema stärker zu widmen, um die Spieler und die Integrität des Wettbewerbs besser zu schützen.

Im Oktober wird es eine Fortsetzung in Sachen Weiterbildung des Nachwuchses bei Rot-Weiß Erfurt geben. Dann stehen im Gebreite die Medienschulungen für die U10 bis U15 an. Gemeinsam mit der TLM werden Social-Media und der Umgang mit Smartphones thematisiert.

30.09.2019 \ Nachwuchs