Wilfried Mohrens Einwurf: Arena kommt, Winter weicht....endlich!

​Am Freitag stieg weißer Rauch über dem Wirtschaftsministerium auf und wir erhielten an diesem frostigen Tag eine das Herz erwärmende Botschaft.

Felix Erfordia, habebis brevi arenam! (Glückliches Erfurt, du wirst bald eine Arena haben) Die Nachricht war lang ersehnt und hat uns alle stolz und froh gemacht.

Bei solchen Großprojekten leisten immer zahlreiche Vordergrunds-, Mittelgrunds-, und Hintergrundsfiguren wichtige Beiträge zum Gelingen der Sache, weshalb allen, nicht zuletzt auch unseren emsig mitstreitenden Fans großer Dank gebührt. In erster Linie ist dieses großartige Ergebnis aber ganz zweifelsfrei das Verdienst eines entschlossen handelnden Triumvirats. Rolf Rombach, Matthias Machnig und Andreas Bausewein haben das Ding durchgepaukt und der Öffentlichkeit damit einen Einblick in die Handlungsweise des strategischen Geschicks großer Persönlichkeiten aufgezeigt. Mir fallen einige Städte ein, wo der Stadionbau weit weniger intelligent auf den Weg gebracht wurde.

Bloßer Dank an die drei Männer ist im Grunde deshalb nicht ausreichend. Man müsste ihnen beinahe einen Hymnus schreiben. Für das Resultat nicht weniger als für den beharrlichen Weg, den vor allem Rolf Rombach über viele Jahre in der Sache gegangen ist. Der RWE-Präsident hatte einst die "titanische" Idee, traf aber im behaglichen Erfurt über eine lange Zeit hinweg mehr auf Bedenkenträger als Befürworter. Erst bei Wirtschaftsminister Machnig und Oberbürgermeister Bausewein fanden seine Worte nicht nur Resonanz, sondern auch tatkräftige Unterstützung. Gemeinsam gelang es ihnen schließlich den gordischen Knoten, den zahlreiche Zweifler und Nörgler mit nicht geringem Widerstand zuvor geflochten hatten, zu durchschlagen. Dabei war und ist die Sache im Interesse aller Bürger der Landeshauptstadt und nicht nur im Sinne des dort beheimateten derzeit besten Fußballvereins im Freistaat. Deshalb: "Chapeau, meine Herren! Das war Zuckerbäckerarbeit mit Spritzgusstechnik"! Oder, um es in der Fußballsprache zu formulieren: Das war das "Tor des Jahres" in der Kategorie Weitsicht und Durchsetzungskraft. Man könnte es auch so formulieren: Rolf Rombach war in diesem Endspiel um die Arena der intelligente Aufbauspieler, Andreas Bausewein band zahlreiche Gegenspieler und schuf dadurch Raum für den Pass in die Tiefe, wo Matthias Machnig den Ball schließlich gekonnt annahm und ihn kurz vor dem Abpfiff mit einem satten "Schuss in den Winkel" zum Sieg verwandelte!

Überhaupt ist der Wirtschaftsminister, der an flachen Floskeln wahrlich kein Genüge hat, ein Typ aus echtem Schrot und Korn ("Sagen, was man tut, und tun was man sagt"). Der "Freund des Fußballs" ist geradeaus, genial analytisch und kommt bei jedem Thema gerne zügig zum erfolgreichen Abschluss. Gegen ihn den eigenen Kasten (argumentativ) zu verteidigen fällt bekanntermaßen schwer, besitzt er doch eine Menge von Kenntnissen, die anderen tiefe Rätsel sind. Vermutlich wird er damit noch für manche Furore im gegnerischen (politischen) Strafraum sorgen.

Um meine Zeilen auch etwas mit Humor zu vermischen ließe sich vielleicht anregen, die neue Arena mit den Portraitköpfen der drei Männer zu verzieren, so wie man es am Mount Rushmore in Süd Dakota mit vier US-Präsidenten einst vorgemacht hat.

Unzweifelhaft - und jetzt wieder ganz ernsthaft - steht den Dreien aber die politische Rendite dieses Erfolges ohne wenn und aber zu!

Bald also wird die antike Architektur an der Arnstädter Strasse, in der man sich beständig als Zeitgenosse einer bemoosten Vergangenheit vorkommt, einem modernen Tempel weichen können. Damit unseren Träumen endlich Flügel wachsen, die "Mission 2016" weiter an Fahrt aufnehmen und der Ort in naher Zukunft endlich wieder auf der Landkarte echter Vergnügungen verzeichnet werden kann.

Doch dazu bedarf es noch erheblicher sportlicher Anstrengungen. Unsere aktuelle tabellarische Situation ist schließlich nicht sehr komfortabel. Die Botschaft aus Brüssel mag deshalb auch als Initialreiz zum schweren saisonalen Schlussspurt dienen. Jetzt, da die kalte Jahreszeit allmählich weicht und mancher Baum ahnt, dass in den nächsten Tagen endlich doch Frühling werden wird, können wir uns auch wieder auf "echte" Gegner einstellen. Denn bislang kam mir der lange, grimmige Winter beinahe schon wie unser hartnäckigster Widersacher vor. Er hat den Spielplan kräftig durcheinander gewirbelt und bis heute ligaweit rund zwei Dutzend Begegnungen ausfallen lassen. Uns hat es dabei besonders hart getroffen. Denn wir "hängen" mit vier Meisterschaftsspielen und dem heute ausgefallenen Pokalspiel in Meuselwitz am deutlichsten zurück. Damit aber nicht genug. Denn die "Zwischenräume" konnten bei Erfurts bescheidener Infrastruktur auch nur notdürftig genutzt werden. Training ? Kaum in der erforderlichen Weise möglich! Die Fixierung unserer Kicker auf den gedehnten Moment bis zur kommenden Aufgabe? Ein mentales Kunststück, wenn die nächste Absage sich bereits abzeichnete!

Es fehlt in der jüngeren Geschichte ohne Frage an Exempeln dieser Art winterlicher Einflussnahme auf die Rot-Weiße Spielbereitschaft, wobei die kurzfristige Absetzung des Spiels am letzten Mittwoch in Dortmund und die Erkrankung beinahe aller Alemannen im Februar wohl die krassesten Ausfälle darstellten. Das alles hat den Druck auf uns in Form eines nun folgenden Marathonlaufs endloser "englischer Wochen" erhöht. Durch die Spielausfälle ist noch dazu eine teilweise erhebliche Inkongruenz zwischen Heim- und Auswärtsspielen entstanden. Damit einher gingen kurzfristige Einnahmeausfälle zur Deckung der laufenden Kosten. Das belastet Verein, Spieler und Zuschauer gleichermaßen.

Für die folgenden Wochen, die uns nun eine hohe Dichte an Spielen liefern werden, bin ich sportlich gesehen dennoch ohne ernste Sorge. Die Quellen meiner Zuversicht liegen dabei jenseits des Offensichtlichen und entstammen mehr dem Symbolischen. Es sind die Gesten und der Umgang unserer Spieler miteinander, die meiner Wahrnehmung Optimismus verleihen. Sie legen für mich, trotz der winterlichen Hindernisse, den Blick auf eine gute Grundstimmung und generell positive Entwicklung frei. Hatte manches vor Monaten noch auf und neben dem Platz die Struktur einer Bildstörung, so kann man nun behaupten: Die Truppe ist in jeder Hinsicht inzwischen ein Team geworden und schon lange nicht mehr die suizidale Maus, die am Saisonanfang noch jeder Katze anheim fiel. Unsere Mannschaft hat inzwischen Selbstbewusstsein und innere Stärke erlangt. Alois Schwartz und Alfred Hörtnagl konnten zuletzt das Bewusstsein nochmals schärfen.

Und noch ein Wort zu Wetter und Wirtschaftlichkeit, die in dieser Saison eine unheilige Allianz schlossen. Der DFB sollte, auch angesichts des gestrigen Spiels Kickers Stuttgart - Arm. Bielefeld, wo nahezu alle Bemühungen vom Zufall gelenkt wurden, vielleicht noch mal die Finanzausstattung der Drittligavereine ernstlich überdenken. Damit Rasenheizungen auch zum Einsatz kommen können und die Vereine nicht finanziell restlos erdrücken. Durch einen Ligasponsor wäre allen schon sehr geholfen. Mit den aktuellen Mitteln ist der Spielbetrieb schon unter normalen Verhältnissen nur schwer zu bewältigen. Wenn aber der Winter im Flockenwirbel vieles lahmlegt, dann wird es richtig heikel.

Dies alles sind Punkte, die Rolf Rombach kürzlich in Düsseldorf, auf Europas größtem Sportkongress, auch noch mal an DFB (und DFL) haben appellieren lassen. Inzwischen gibt es erste positive Signale aus Frankfurt. Auch dort weiß man mittlerweile, dass der neue Fernsehvertrag der DFL nicht dazu führen sollte, dass die Distanz zwischen den Vereinen der ersten beiden Ligen und der 3. Liga unüberbrückbar groß wird. Die Vereine der zweiten Liga sollten daher auch ein Interesse haben für uns zu plädieren. Denn wer von ihnen weiß schon zu Beginn einer Saison, ob er am Ende nicht absteigen wird. Geschieht es, so kann es u.U. den Anfang vom Ende bedeuten. Wobei das Sterben schnell oder lange und qualvoll sein kann. In vielen Klubs, die ehemals höher spielten, weiß man ein trauriges Lied davon zu singen. Manche, wie Ahlen, Wuppertal und Oberhausen sind schon durchgereicht worden. So geht Tradition dahin - zerschellt auch an den in Deutschlands dritthöchster Spielklasse herrschenden Gegebenheiten.

Das Kontrastprogramm dazu könnte in der kommenden Saison "von unten" kommen und RB Leipzig heißen. Dessen von Erfolgen und Abstürzen bisher ebenso unbekränzte wie unbelastete, weil kurze Vita, gepaart mit einer allerdings gewaltigen Finanzausstattung, kann den Saisonverlauf der kommenden Spielzeit ev. entscheidend mitprägen. Ein modernes Stadion, beheizbare Trainingsplätze - das sorgt für ganzjährig beste Verhältnisse. Ein Traum und zugleich ein Vorteil, um leichter an der weniger gut ausgestatteten Konkurrenz vorbei zu stürmen. Wobei den Messestädtern ihre Möglichkeiten gegönnt seien, zumal sie in diesem Winter hilfsbereit ihre Tore, nicht nur für uns, zu Trainingszwecken kostenlos öffneten. Andernfalls hätten wir an zwei Tagen wohl Däumchen drehen müssen.

Aber durch die Botschaft aus Brüssel sind wir solcher Sorgen hoffentlich bald ledig.

Herzliche Grüße
Ihr
Wilfried Mohren

24.03.2013 \ Historisches