Wilfried Mohrens Einwurf: Neue Runde mit neuem Geist !?

​Der Sommer beginnt allmählich zu knistern und das Fußballfieber steigt. Heute eröffnet die 3. Liga mit dem Derby: HFC - RB Leipzig. Ab morgen (in Stuttgart) greifen wir dann in das Geschehen ein und alle sind gespannt, wie sich das neue Team bewähren wird.

Für ein ordentliches Abschneiden wurde in den letzten Wochen viel getan und Cheftrainer Walter Kogler hat gemeinsam mit Christian Preußer, Norman Loose und Rene Twardzik seine Auffassung von Fußball akribisch trainieren, verdichten und vertiefen lassen. Wie die letzten Testspiele zeigten, läuft noch nicht alles ganz so rund, aber aus bündigster Erfahrung weiß man, dass dies, gerade bei einer so jungen Mannschaft, im jetzigen Stadium nicht ungewöhnlich ist. Sie braucht halt noch etwas Zeit. Immerhin hat sie wohl den besten Charakter, den ich persönlich an einer Erfurter Mannschaft in den letzten 3 1/2 Jahren beobachten konnte. Schon das ist ein hohes Gut. Da diese Saison aber ohnehin nur zum "Warmlaufen" für ein späteres, größeres Ziel dient, wollen wir vereinsseitig dem Team den erforderlichen Kredit geben, sich zu entwickeln, um in Ruhe reifen zu können. In überhandnehmende Bedrängnis, so wie noch im Vorjahr, wird die Mannschaft m.E. dadurch nicht geraten.

Die Mission 2016 wird ohnehin ein Langstreckenlauf für uns alle, der viel Geduld von Verein und Fans erfordert. Nur Geduld führt uns dahin, wo wir spätestens im Sommer 2016 hin wollen: In die 2. Liga ! Zur seelischen Grundausstattung gehört deshalb auf allen Seiten das Bewusstsein, dass eine Niederlage kein Untergang und jeder Sieg nur als ein Etappenziel zu bewerten ist.

Der Glaube an die Mission 2016 erfordert daneben erhebliche Kondition auf Rasen und Rängen, weshalb sich gerade in dieser Saison für Mannschaft u n d Fans eine wunderbare Gelegenheit bietet, sich zu formieren und bestmöglich aufeinander einzuschwingen. Denn warum sollten nur die Spieler für das große Ziel trainieren und Anlauf nehmen? Auch die Fans könnten ihre bedeutende Rolle am Spektakel womöglich noch durch manch neue Idee untermauern, um der Mannschaft auf ihrem Weg in jeder Lage noch hilfreicher zur Seite zu stehen. Im Normalfall treten die meisten Zuschauer ja immer dann besonders lautstark in Erscheinung, wenn ihr Team tollen und mitreißenden Fußball spielt. Schwieriger, aber im Grunde bedeutsamer, ist die Rolle der Anhänger im umgekehrten Fall. Schwächeln nämlich die Kicker und läuft es gerade mal überhaupt nicht rund, so kann ein origineller und lautstarker "Support" müde Beine und einen ermatteten Geist oft erstaunlich anfrischen. Wir alle hoffen und wünschen uns natürlich sehr, dass die Mannschaft des FC Rot-Weiß oft genug selbst vorlegt. Sollte es aber mal nicht so laufen, dann wäre es toll, wenn in "mauen" Phasen die Interaktion auf besonders mitreißende Art von den Fans ausgeht. Mit dem neuen Stadionsprecher Maik Scholkowsky bietet sich dafür womöglich sogar ein guter Mediator an.

In einer Zeit des Wandels, der vielerorts zu erkennbarer Bewusstseinserweiterung führt, sollten alle darüber nachdenken, was man zum Gelingen einer gemeinsamen Sache beisteuern kann. Der Verein jedenfalls denkt gerade über vieles nach und markiert in engmaschiger werdenden Gesprächsrunden dabei auch Irrtümer und Schwächen seiner bisherigen Arbeit auf allen Gebieten. Dabei wird u.a. gerade auch über das Thema "Tradition" gesprochen. Wir möchten, dass unsere Politik für Sponsoren und Fans anschlussfähig ist und Außen- und Binnenperspektive mehr korrelieren.

Wo ich gerade die Tradition erwähnt habe. Wir alle wissen, dass die Heimspiele des RWE in der Saison 2013/14 zum letzten Mal an dem melancholisch verwehten Ort an der Arnstädter Strasse stattfinden werden. Noch bevor die Spielzeit vorüber ist, wird die Rot-Weiße Spielstätte nicht mehr so aussehen wie sie praktisch schon seit 80 Jahren ausschaut. Im Winter rücken die Bagger an und werden sich mit ihren gefräßigen Schaufeln in die alten Traversen verbeißen. Dann werden wir ohnehin räumlich und atmosphärisch noch enger zusammenrücken müssen. Die Ultras wandern z.B. schon in der kommenden Woche von ihrem angestammten Platz in Block 3 rüber nach E 2 auf die Haupttribüne. Dieser Vorgriff auf die kommenden Veränderungen im Stadion hat auch Symbolik und ist ein Zeichen, dass ein neuer Geist Einzug halten kann und will. Wäre es nicht zu begrüßen, wenn wir alle uns mit dem baulichen Wandel weiterentwickeln und nicht nur räumlich enger zusammenrücken würden? Ist es nicht sogar die Grundvoraussetzung dafür, das angepeilte sportliche Ziel überhaupt zu erreichen und vor allem dann auch anhaltender zu bestehen, als in der Saison 2004/05?

Ich möchte sie kurz vor dem sportlichen und baulichen Startschuss der Mission 2016 noch mal sensibilisieren und bitten darüber nachzudenken. Schon um eine fußballerisch zuweilen doch etwas illusionslos erscheinende Stadt spätestens zum 50. Geburtstag des FC Rot-Weiß Erfurt gemeinsam in einen einzigen Rot-Weißen Ball verwandeln zu können.

Herzliche Grüße
Wilfried Mohren

19.07.2013 \ Historisches