1992 bis 2007
Drittligist mit Zweitliga-Ambitionen
In den folgenden Jahren spielte RWE im mehrfach vom DFB umstrukturierten Drittligafußball. Zunächst 1992/93 und 1993/94 in der NOFV-Oberliga, Staffel Süd. Obwohl aussichtsreich im Rennen um die 2. Bundesliga dabei (Platz 2 und 3), zog über weite Strecken Tristesse am Steigerwald ein. So wurde Jahrhundertspieler Jürgen Heun am 15. Mai 1993 im Heimspiel gegen den FC Meißen (2:0) vor gerade 600 Zuschauern verabschiedet.
1994 konnte man sich für die neue Regionalliga Nordost qualifizieren, eine von damals fünf deutschen Regionalligen. Und nur fünf Jahre später, am Ende der Saison 1999/2000, standen als Tabellensiebter erneut Relegationsspiele für die nunmehr zweiteilige Regionalliga an. In einem zum Ende hin hochdramatischen Rückspiel konnte Rot-Weiß sich knapp gegen den Oberliga-Meister FC Schönberg behaupten. Auswärts wurde 0:1 verloren und wenige Minuten vor Schluss stand es in Erfurt 3:1 für den Gastgeber. Ausdruck der Druckphase der Gäste war ein Lattentreffer in der Nachspielzeit, was zum Scheitern von RWE geführt hätte. Doch im Gegenzug lief Nemec auf das verwaiste Schönberger Tor unter dem Jubel von mehr als 9.000 Zuschauern zu und traf zum 4:1-Endstand.
In der ersten Saison 2000/01 in der neuen Liga kam der FC Rot-Weiß nur dank des Lizenzentzugs des SSV Ulm um den Abstieg herum, aber in den Folgejahren etablierte man sich im Mittelfeld. Insgesamt spielte RWE in dieser Drittligazeit von 2000/01 bis 2003/04 in der Regionalliga Süd (Platz 15, 5, 9, 2) und von 2005/06 bis 2007/08 in der Regionalliga Nord (Platz 14, 11, 7).
Und dann kam die Saison 2003/04 und mit ihr ziemlich überraschend der erneute Sprung in den Profifußball. Die Elf von Trainer René Müller feierte am 29. Mai 2004 vor 20.000 Zuschauern im Steigerwaldstadion gegen den 1. FC Saarbrücken den umjubelten Aufstieg in die 2. Bundesliga. In die Vereinsgeschichte ein ging dabei das Hacken-Siegtor von Stürmerlegende Ronny „Fußballgott“ Hebestreit in der 79. Minute. Zu den Aufstiegshelden gehörten u.a. Torwart René Twardzik, Rudolf „Rudi“ Zedi, Ralf Klingmann, Torsten Traub, Branko Okić, Oliver „Air“ Glöden und der Stürmer René Müller.
Aber auch diesmal währte die Freude nur kurz, denn RWE kehrte als Tabellenletzter postwendend in die drittklassige Regionalliga zurück. Überschattet wurde dies noch durch die Dopingaffäre um Stürmer Senad Tiganj, der zu einem Punktabzug führte und letztlich alle noch vorhandenen Resthoffnungen auf den Klassenerhalt zunichte machte.
Die seit den 1990er-Jahren immer wieder auftretenden Probleme bei der Finanzierung des Spielbetriebs unter Profi-Bedingungen führten den Verein nach dem Zweitliga-Abstieg 2005 erneut an den Rand des Abgrunds und nur mit Mühe und Not konnte der Spielbetrieb aufrechte erhalten werden. Doch schon 1997/98 hatte ein Insolvenzverfahren den FC Rot-Weiß Erfurt vor die Existenzfrage gestellt. Nur mit Mühe und einigen selbstlosen Förderern – wie Unternehmer und Präsident Klaus Neumann – konnte seinerzeit das Schlimmste verhindert werden.
Text: Dr. Steffen Raßloff / Dr. Michael Kummer

Ehrenratsmitglied
Dr. Steffen Raßloff