Heute vor 70 Jahren: Erfurt gewinnt seinen 1. Meistertitel!

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Heute jährt sich zum 70. Mal der Gewinn der ersten Meisterschaft durch die BSG Turbine Erfurt, dem Vorgänger des FC Rot-Weiß Erfurt. Nach dem 2:0-Heimsieg über Wismut Aue am 11. April 1954 war man nun „Deutscher Fußballmeister der DDR“. Anlass genug für eine Bilderstrecke und eine Sondersendung der „Liebe zu einem Club“.

Erfurt besaß Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre eine der besten Mannschaften der noch jungen DDR, ist aber bis dahin nie Meister geworden. Auch der so greifbare Pokalsieg wurde mit einem überraschenden 0:4 gegen SG Eisenhüttenstadt Thale verspielt. Nachdem in der Saison 1949/50 der vierte Platz heraussprang, schaffte es die Mannschaft in der Folgesaison 1950/51 auf den 1. Platz, punktgleich mit der BSG Chemie Leipzig. Da die eigentlich bessere Tordifferenz der Erfurter damals noch nicht ausschlaggebend war, kam es zu einem Entscheidungsspiel zwischen den beiden Mannschaften, ausgetragen am 20. Mai 1951 in Chemnitz. Das Spiel ging 0:2 verloren, allerdings durften die Erfurter zwei ihrer besten Spieler (Helmut Nordhaus und Wolfgang Nitsche) nicht einsetzen, offiziell aus disziplinarischen Gründen. Bei den älteren Erfurter Fußballanhängern hallen die Umstände dieses Spiels bis heute nach, so auch bei Dieter Raßloff: „Die Meisterschaft von Turbine 1954 war für uns Fußballfreunde in Erfurt eine riesige Freude. Für mich als damals sechzehnjährigen frischgebackenen Maschinenschlosser bei Topf/EMS ist der entscheidende Sieg im Spiel gegen Aue ein unvergessliches Erlebnis geblieben. Wir hatten ja schon einige Jahre darauf gehofft und bittere Enttäuschungen erlebt. Besonders das Entscheidungsspiel 1951 gegen Chemie Leipzig wurde einhellig als Schiebung empfunden.“

Geschwächt durch einige namhafte Abgänge war in den folgenden beiden Saisons die BSG Turbine Erfurt mit einem 8. und einem 7. Platz nicht mehr als eine ambitionierte Mittelfeldmannschaft. Der Stamm der Mannschaft um die Achse Georg Rosbigalle, Helmut Nordhaus und Jochen Müller blieb jedoch zusammen, so dass mit einigen gezielten Verstärkungen in der Saison 1953/54 nun endlich wieder oben angegriffen werden konnte.

Turbine Erfurt war unter Trainer Hans Carl nun auf dem Zenit und gewann in der Saison 1953/54 erstmals den Meistertitel. Die Berichterstattung in der Tageszeitung Das Volk macht den spannenden Verlauf der Saison, den kurzzeitigen Vierkampf um die Spitze, der dann zu einem Dreikampf und am Ende auf ein Duell wiederum mit der BSG Chemie Leipzig hinauslief, sehr anschaulich deutlich. Diese Zeitungsberichte sind die Grundlage dieser Nacherzählung einer Saison, die wahre Zuschauermassen in die Stadien lockte. Mit insgesamt 2,94 Millionen Zuschauern wurde so ein Schnitt von 14.005 Zuschauern pro Spiel erreicht – der höchste der gesamten Oberliga-Zeit. Die Spiele Dynamo Dresden – Turbine Erfurt, Chemie Leipzig – Dynamo Dresden und Chemie Leipzig – Turbine Erfurt hatten mit jeweils 40.000 Zuschauern dabei den größten Zuspruch.

Autor: Michael Kummer

(Auszug aus dem Beitrag „Blitztore, Bänderrisse und Paraden“ im 1966er, Weiße Ausgabe 2024, der hier erworben werden kann: www.fanrat-erfurt.de)

Sondersendung "Die Liebe zu einem Club" von Radio F.R.E.I. anlässlich 70 Jahre Erfurts 1. Meistertitel und Bilder der Saison

11.04.2024 \ Historisches